…es isch no cheibe früeh a däm Summermorge, oder isch überhoupt Summer?
Die Uhr meiner Harley zeigt 07:05 als ich sie starte um nach Langenthal an den Treffpunkt zu fahren. Für den heutigen Tag steht die Chlousebiker Ride 2014 auf dem Programm. Roman und ich haben diese Tour kurz vor meinen USA-Ferien noch zusammen geplant. (also wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht mehr dazu beigetragen, als einige Ortschaften auf einen Zettel zu schreiben und an Roman abzugeben. Beim Rekognoszieren bin ja dann nur immer hinterhergefahren und habe die Umgebung bestaunt, aber sagt’s bitte Roman nicht. OK?)
Da fahr ich nun zufrieden Richtung Treffpunkt und merke bald, dass ich wohl eher besser die Lederhandschuhe als die aus Stoff mit den Löchern angezogen hätte, denn schon kurz nach der Abfahrt werden meine Finger von einem empfindlich kühlen Wind erfasst. Nun, bis zum Treffpunkt wird es dann schon gehen, ich hab die anderen ja dabei.
Kurz vor acht komme ich am Treffpunkt an und ich bin nicht mal der erste! Unser Sekretärchlous mit dem Oberchlous, sowie ein paar andere Chläuse sind schon da. Nach und nach treffen die restlich angemeldeten Fahrer noch ein und öfter hört man Voten, ob man denn nicht auch eine Stunde später oder so hätte starten können. (denn sie wissen ja nicht, was wir vorhaben…)
Schlussendlich machen sich vierzehn Personen auf zwölf Motorrädern (und einem neuen Spielzeug auf dem Helm vom Oberchlous) auf den Weg Richtung Jura.
In einer ersten Etappe führt uns die Route über Aarwangen, Niederbipp, Balsthal auf den Passwang, genauer ins dortige Restaurant Alpenblick.
Cool wäre, wenn man bei der Rekognoszierung nicht nur sagen würde, wo man die erste Kaffeepause machen möchte, sondern auch schauen würde, ob es denn auch klappt. Schon beim rekognoszieren ist mir der leere Parkplatz aufgefallen, habe mir aber nichts weiter gedacht. Kunststück, das Restaurant öffnet ja auch erst um neun und jetzt ist es erst zehn vor!
Wir kommen also noch vor dem Personal dort an und die Serviertochter staunt nicht schlecht, als sie auf den Platz fährt und dieser schon belegt ist!
Nun, nach kurzer Wartezeit können wir uns bei einem Kaffee, Tee oder sonstigen warmen Getränken aufwärmen. (Böse Stimmen würden jetzt sagen, dass die Gipfeli heisser waren als der Kaffee!)
(Man beachte auch die geschlossenen Storen)
Weiter geht unsere Fahrt bei gutem Wetter -es ist zwar bewölkt, jedoch zeigt sich die Sonne doch zwischendurch- Richtung Laufen und von dort über Kleinlützel an die französische Grenze. Der Jura ist ein Paradies für Motorradfahrer, einmal mehr stelle ich dies fest, denn es hat praktisch kein Verkehr. (Ja ja ich weiss, wir sind ja auch in aller Herrgottsfrühe losgefahren!)
Die Grenze nach Frankreich wird nur durch eine grosse Tafel mit den Geschwindigkeitsrichtlinien des Landes angezeigt, ansonsten sehen wir nicht viel davon.
Über eine wunderschöne kurvige Strasse führt uns die Route in Richtung Porrentruy (auch Pruntrut genannt) und vorbei an wohlklingenden Ortschaften wie Charmoille, Cornole (keine Übersetzung) oder La Malcôte (was wohl so viel wie „die falsche Seite“ bedeutet) In Les Rangiers machen wir erneut einen Kaffeehalt, welchen ein Grossteil von uns auch sofort als Biopause verwendet.
Danach fahren wir weiter in Richtung Saint Ursanne (offenbar irgendein oder eine Heilige) und ja, wir nehmen NICHT die Autobahn, obwohl unser Oberchlous den Drang verspürt dort links abzubiegen. (Vielleicht liegt es daran, dass Oberchlouse’s Spielzeug auf dem Helm schon den Geist aufgegeben hat und er sofort nach Hause möchte um die Batterien wieder aufzuladen. Es handelt sich hier aber um eine Annahme des Schreibers!)
In Soubey (ich bin sicher, dass die deutsche Übersetzung nicht „Gnagi“ heisst) überqueren wir den Doubs und fahren über Montfaucon (Bergfalke oder vielleicht auch Falkenberg) weiter Richtung Tramelan (Tramlingen) wo wir etwas ausserhalb der Ortschaft über eine schmale Strasse hoch auf den Hügel fahren und die wohlverdiente Mittagspause im Restaurant „Auberge de la Bise de Cortébert“ machen.
Das kleine Restaurant ist offenbar weitherum bekannt, denn praktisch alle Tische sind besetzt. Mittlerweile ist 12:30 Uhr vorbei und ich wage zu behaupten, dass niemand von uns keinen Hunger hat. Also lassen wir uns verwöhnen und die meisten nehmen eines der in verschiedenen Gewichtsklassen erhältlichen Steaks zu sich. Das Essen war fein, obwohl die Frittes nicht wirklich meinem Geschmack entsprachen.
Rund zwei Stunden später ist die Rechnung beglichen und wir machen uns wieder auf den Rückweg.
Obwohl Rückweg eigentlich übertrieben ist, denn wir haben bereits einen Grossteil der gesamten Route des Tages hinter uns!
Nach einem Tankstopp in Tramelan geht es über Tavannes (wieder eine interessante Übersetzung, der Ort heisst nämlich auf Deutsch „Dachsfelden“) nach Court (Kurz) und dann über den Binzberg nach Gänsbrunnen. Auf der Hauptstrasse fahren wir durch Welschenrohr um später rechts abzubiegen und den Weg über die Schmiedematt unter die Räder zu nehmen. Beim kurzen Halt und der wunderbaren Aussicht ins Tal stellt unser Oberchlous fest, dass es eigentlich viel zu hell sei heute und dass es anlässlich der Vollmondfahrt viel schöner gewesen sei. (welch ein Romantiker!)
Die Weiterfahrt führt uns über Wangen an der Aare nicht direkt nach Langenthal, sondern noch über Herzogenbuchsee und Thörigen nach Madiswil in den Saloon, wo wir einen schönen Tag mit vielen genussvollen Kurven und fast 220 Kilometer mehr auf dem Tacho ausklingen lassen.
Ein Dank geht an Roman für das ruhige Vorausfahren und natürlich an alle anderen Fahrenden für das wie immer umsichtige und sichere Hinterherfahren.
Sollte ich mit meinem Bericht nun einige Aussenstehende gluschtig gemacht haben auch ein Chlousebiker zu werden, nur zu, es hat noch viele Plätze frei!
Bikergrüsse
Richard „Shorty“ Müller
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